Warum ist deine selbstgenutzte Immobilie kein Investment?
In deiner selbstgenutzten Immobilie leben und nie wieder Miete zahlen.
Hast du auch diesen Traum?
Dann bist du nicht alleine. Denn genau das ist der Traum vieler Menschen. Etwas Eigenes haben. Es ist für viele Menschen das „Investment“ ihres Lebens.
Aber ist das wirklich so? Kannst du deine selbstgenutzte Immobilie als Investment bezeichnen? Oder ist das nur Schwachsinn?
Genau dieser Frage möchte ich mit dir heute beantworten. Also lass uns starten.
Was ist ein Investment?
Am Anfang steht nun erst einmal die Frage, was eigentlich ein Investment ist. Denn wie willst du sonst beurteilen, ob deine selbstbewohnte Immobilie ein Investment ist oder nicht?
An sich ist das ganz einfach erklärt: Ein Investment spült dir Geld in deine Tasche und eine Verbindlichkeit zieht dir Geld aus deiner Tasche.
Ist die selbstgenutzte Immobilie damit ein Investment?
Nun weißt du, was ein Investment ist. Jetzt ist es Zeit zu prüfen, ob deine selbstgenutzte Immobilie in diese Definition passt.
Das kannst du mit der einfachen Frage prüfen: Bringt dir die Immobilie Geld? Sprich, wirst du dafür bezahlt, dass du dort selber wohnst?
Also ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Wenn ich mir das vorstelle, muss ich lächeln. Denn ich wüsste nicht, dass wir seit neuester Zeit dafür bezahlt werden irgendwo zu wohnen. 😀
Somit kannst du nach dieser Frage schon sagen, dass die Immobilie, wenn du sie selber bewohnst, kein Investment ist. Sie ist eine Verbindlichkeit. Denn sie zieht dir jeden Monat dein Geld aus der Tasche (Versorgungskosten, Kapitaldienst, Grundsteuer usw.)
Halt, Björn! Meine Immobilie steigt doch im Wert! Ist das kein Geld verdienen? So oder so ähnlich wirst du bestimmt gerade reagieren.
Ja, das kann wirklich der Fall sein. Eine Immobilie kann an Wert zulegen, ihr Wert kann aber im Gegenzug auch fallen.
Das ist von ganz verschiedenen Faktoren abhängig. Einige kannst du davon beeinflussen, wie zum Beispiel die Einrichtung oder ob dein Objekt im guten Zustand ist. Andere kannst du selber nicht beeinflussen, zum Beispiel dass in der Nähe deines Wohnobjektes eine neue Autobahn gebaut wird.
Daher würde ich nicht alles auf die Wertsteigerung deiner Immobilie setzen und diesen Punkt ein wenig ausklammern.
Obwohl diese Aussage auch einige interessante Punkte hat. Denn du kaufst dir eine Immobilie, um dort zu leben, zahlst jahrelang brav deinen Kapitaldienst an die Bank und am Ende möchtest du sie verkaufen, damit du eventuell die Wertsteigerung mitnimmst? Interessanter Standpunkt.
Wie? Verkaufen? Genau, verkaufen. Denn wann kannst du nur von deiner Wertsteigerung profitieren? Wenn du deine Immobilie verkaufst. Vorher wäre es nur ein theoretischer Gewinn.
Ich spare Miete und tue etwas für meine Zukunft
Diese beiden Aussagen kommen ebenfalls oft vor, wenn du mit Leuten darüber sprichst, ob die Immobilie ein Investment ist.
Sie werden auch oft von Maklern und anderen Verkäufern verwendet, damit wir uns eher für das Kaufen als das Mieten entscheiden. Warum? Da sie daran meistens mehr verdienen.
Aber stimmt das überhaupt?
Das ist schwierig zu sagen. Es kommt da ziemlich auf den Einzelfall an. Denn wenn du dir mal die Kosten für die Verwaltung deiner selbstgenutzten Immobilie auflistest, sind das meistens mehr Kosten, als wenn du die Kosten für eine Mietwohnung zusammenrechnest.
Bei der Mietwohnung hast du deine Kaltmiete und die Nebenkosten.
Dagegen hast du bei der Immobilie:
- Die Darlehenskosten (Zins und Tilgung)
- Die Grundsteuer
- Abfallgebühr (der Müll muss ja abgeholt werden)
- Versorgungskosten (Strom, Heizung, Wasser etc.)
- Die Bildung von Rücklagen für größere Reparaturen
- Kosten für kleine Reparaturen (der tropfende Wasserhahn)
- Versicherungen usw.
Du siehst also, dass es sich hierbei um einige Punkte mehr handelt. Ob nun deine Miete günstiger ist, als wenn du dir deine Immobilie kaufst, hängt stark vom Einzelfall ab. Oft ist es zwar günstiger, wenn du zur Miete wohnst, aber die Zahlen können auch dafür sprechen, dass du dir deine eigene Immobilie kaufen solltest.
Rechne es dir einmal selber aus.
Jetzt zur zweiten Aussage: Tust du etwas für deine Zukunft mit deiner Immobilie?
Dem Punkt stehe ich etwas kritisch entgegen. Ja, durch deine selbstgenutzte Immobilie wirst du zum Sparen erzogen (denn die Rate für dein Darlehen kannst du auch als Sparrate sehen), aber nachdem du deine Immobilie abbezahlt hast, musst du am Ende ja weiterhin die Kosten decken.
Es ist zwar wahr, dass du keine Miete mehr zahlen musst. Aber kostenlos kannst du ja nicht in deiner Immobilie leben (wenn doch, kannst du mir gerne den Trick verraten ;P). Es fallen weiterhin die oben genannten Kosten an und du weißt nicht, was du später als Rente ausgezahlt bekommst.
Diese beiden Punkte werden gerne übersehen. Weiterhin bleibt deine Immobilie nicht kostenfrei. Denn diese ist ein Gebrauchsobjekt. Sprich, du musst immer mal wieder Geld für Reparaturen oder Renovierungen in die Hand nehmen. Das darfst du nicht vergessen.
Warum glauben wir aber alle, dass die Immobilie, die wir selber bewohnen, ein super Investment ist?
Aber warum sehen alle die selbstgenutzt Immobilie als Investment an?
Das ist eine sehr gute Frage. Die verschiedene Gründe hat.
Ein Punkt ist wahrscheinlich, dass uns das immer wieder erzählt wird. Seitdem wir klein sind, wird uns erzählt, dass die eigene Immobilie das Ziel eines jeden Menschen ist. Das passiert manchmal gar nicht mit böser Absicht. Deine Eltern und Großeltern kennen das vermutlich aus ihrer Zeit so. Sie wollen dir das Beste mitgeben und was früher richtig war, kann ja jetzt nicht falsch sein. Oder?
Manchmal wird dir das aber auch mit vollkommener Absicht so rosig erzählt. Wenn du dir die Werbung mal etwas genauer anguckst, verstehst du, was ich meine. Zum Beispiel “Bauen Sie jetzt, es ist der wichtigste Ort Ihres Lebens.” usw.
Da denkst du dir: „Hey, wenn das alle sagen, dann muss da ja was dran sein.“
Und hier liegt der Hase im Pfeffer begraben. Denn das muss nicht so sein. Überlege dir, wofür ist Werbung gedacht? Genau. Sie soll verkaufen und dich zum Konsum anstiften.
Die eigene Immobilie ist aber auch oft ein sehr emotionales Thema. Sie bietet dir Sicherheit und ist der „Mittelpunkt“ des Familienlebens. Du kannst sie dir so einrichten, wie du und deine Familie es euch wünscht und ist somit sehr individuell.
Das ist auch alles so. Ich denke da genau so. Wenn man die Sache aber etwas sachlicher betrachtet, ist es vielleicht nicht mehr so super. Man verschuldet sich für seine Immobilie, sprich, du nimmst dir einen großen Teil deiner finanziellen Flexibilität. Du kannst die Immobilie nicht einfach mitnehmen, daher bist du auch an den Ort gebunden. Oft denkst du im jungen Alter noch nicht ans Altwerden und dadurch ist die Immobilie vielleicht nicht oder nicht vollkommen alterstauglich.
Fazit
Also ist die selbstgenutzte Immobilie ein Investment? Ein klares Nein.
Soll dieser Artikel dich davon abhalten deine eigene Immobilie zu erwerben? Nein.
Ich wollte dir mit diesem Artikel nur aufzeigen, dass nicht alles, was uns verkauft wird, auch wirklich so ist.
Die eigene Immobilie ist etwas Schönes und hat auch viele gute Seiten. Du solltest dir nur genau durchrechnen, ob es sich für dich lohnt (und damit meine ich nicht nur die Zahlen, sondern auch vom Bauchgefühl her). Und du sollst sehen, dass die Immobilie, wenn du sie selbst bewohnst, kein richtiges Investment ist.
Wenn dir das klar ist und du dir trotzdem eine Immobilie für dich und deine Familie erwerben möchtest, dann ist das vollkommen ok.
So und nun bist du dran. Wie stehst du zum Thema „Eigene Immobilie als Investment?“? Hast du weitere Punkte dazu? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Björn
2 Comments
Hallo Björn,
ich stimme dir in fast allem zu diesem Beitrag zu jedoch nicht in einer Hinsicht. Bei den kosten einer eigenen Immobilie sehe ich das etwas anders. Auch bei einer Mietwohnung hat man Kosten für, Grundsteuer, Versicherung, kleinere Reparaturen, und Versorgungskosten. Nur sind diese in den Nebenkosten inkludiert als umlagefähige Kosten, oder sehe ich das falsch.
Ansonsten guter Artikel weiter so.
Grüße
Timo
Hi Timo,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ja und nein. Viele der Kosten sind in den Nebenkosten mit drinnen. Aber die Reparaturen muss der Vermieter tragen. Die darf er, meines Wissens nach, nicht eins zu eins auf den Mieter umlegen.
Weiterhin bleiben die großen Posten für die Bildung von Rücklagen (die darf der Vermieter nicht umlegen) so wie die Darlehenskosten. Diese entfallen bei einer Wohnung zur Miete.
Danke, werde ich machen 🙂
Viele Grüße
Björn